Diese Nacht hatte ich mir sicher anders vorgestellt. Und dann sowas.
Der Tag hatte ganz gut angefangen. Am Sonntag hab ich zum Glück frei und kann somit den Morgen über American Football gucken. Das läuft hier auf vier verschiedenen Kanälen. Und sollte ich mal keines der 4 Spiele attraktiv finden habe ich immer noch das Internet um jedes andere zu sehen. Seelenruhig liege ich auf meinem gemachten Bett, esse genüsslich deutsches, getoastetes Schwarzbrot und ziehe mir die Action rein. Auf einmal klingelt das Telefon und ich geh natürlich ran. Was macht mehr Spaß als Football im Fernsehen zu schauen…selber spielen. Schnell in die kurze Hose und ab zur Templeton High School. Die liegt ganz in der Nähe von meiner Bude. Manche von euch kennen sie evtl. – denn: Die ersten zwei Staffeln von Smallville wurden u.a. dort gedreht. Es gibt dort ein Schwimmbad, drei Basketballkörbe und große Grünflächen. 14 Leute und eine Pille und ich muss sagen das Football echt Spaß macht. In Deutschland ist dieser Sport ja eher eine Randerscheinung und letztes Wochenende hat sich hier in der Profiliga einer schwer verletzt. Ich hab das Spiel live gesehen und es sah auch gar nicht so schlimm aus im ersten Augenblick, aber dann kam der Krankenwagen aufs Spielfeld und der Reporter hatte auf einmal auch kein gutes Gefühl mehr. Die Diagnose war noch schlimmer. Fraktur der Halswirbelsäule. Unfähig die Beine zu bewegen. Einen Tag nach dem Unfall schätzten die Ärzte die Chancen auf eine vollkommende Heilung auf 5%. Inzwischen kann er seine Finger bewegen. Ob er je wieder Football spielt wird strak bezweifelt.
Wir hatten zum Glück mehr Spaß beim spielen. Außer ein paar blauen Flecken ist niemanden irgendwas passiert. Ich durfte sogar Quarterback spielen. Meine ersten 2 Würfe fanden meine Mitspieler und wurden in die Endzone getragen. Ein paar incomplete Passes forcierten mich dann doch als Punter weiterzuspielen. Das klappte dann auch besser und brachte mir ungewollt alte Ereignisse ins Gedächtnis.
Es war ein schöner Sonnentag im Sommer. Ich stand in guter Position zum Tor und sah den Ball genau auf mich zukommen. Im hohen Bogen Flog er zu mir und ich brauchte mich kaum zu bewegen. Ich war so selbstbewusst das ich keinen Gedanken daran verschwendete den Ball vorher anzunehmen. Ich wusste genau wo er hinsollte und der rechte Torwinkel zitterte schon vor Angst. Kein Gegenspieler war in meiner Nähe und ich nahm meine ganze Kraft und schoss. Boom und Sekunden später nochmal Boom (diesmal etwas lauter)….
Zurück zu aktuellen Situationen. Ausgepauert und glücklich diskutierte ich mit den Jungs über dies und jenes. Ich hab sie alle übers Basketballspielen kennengelernt. Lawrence und seine Brüder Philip und J.R. kamen eines Abends zu den Körben. Ich war schon öfters dagewesen, aber leider war nie jemand am spielen und so musste ich immer alleine ein paar Körbe werfen. Diesen Tag kamen sie und fragten ob ich bei einem Spiel dabei wäre. Lawrence ist etwa so groß wie ich und spielt erst seit 5 Monaten Basketball. Das merkt man aber nicht. Er trifft aus dem Feld und kann auch zum Korb ziehen. Seine Eltern kommen aus Hong Kong und den Philippinen. J.R. ist schnell und dribbelt viel. Er ist vielleicht 15. Der Jüngste, mit 13 Jahren, ist Philip. Er kann gut werfen und gibt immer alles. Das muss er auch, weil er der kleinste und dünnste ist. Depak ist größer als ich und blockt alles was in seiner Reichweite liegt. Hong ist wohl der talentierteste. Er ist Mittelgroß, kann schiessen und erinnert mich an einen vom And1-Mixtape. Dann gibt’s noch die Wilson 1 & 2, Evnan und Clavin (der trägt immer ein T-Shirt auf dem Jeff steht).
Nach der frühzeitig beendeten Nacht an der Uni wollte ich mir Mal die Nachtszene in der Stadt anschauen. Evnan wollte als einziger in die Stadt und so habe ich diesen Abend begleitet. Es gibt eine riesige Straße in der viele Bars und Diskotheken liegen. Überall leuchten die Schilder, die Leute sind geschmackvoll angezogen und Security-Leute bewachen die Fast-Food Restaurants. Nachdem er mir alles gezeigt hatte entschieden wir uns in eine Bar zu gehen. Im Fernsehen lief Ultimate Fighting und eine Empfangsdame wies uns einen Platz zu. Das Bier war ganz ok. 4,50 für 0,4. Die Musik zu laut um sich zu unterhalten und so gingen wir nach 2 Bier wieder. Ich wollte mir kurz bei BK was zu essen holen. Die Schlange war natürlich endlos lang und so dauerte es bestimmt 15 Minuten bis ich meinen Burger hatte. Wir setzten uns in eine Ecke und aßen genüsslich das Fast Food. Danach blieben wir noch eine Weile sitzen und schauten uns die vorbeigehenden Frauen an. Dann ging Evnan kurz auf Klo und ich holte ein Bier aus meinem Rucksack und machte es auf. Das hätte ich besser lassen sollen. Ich weiß nicht wieso, aber der Security-Macker brauchte nur 10 Sekunden um an meinem Platz zu sein. Er packte mich am Arm und ich konnte gerade noch das Bier schnappen, das ich auf den Tisch gestellt hatte. Als er mich dann aus dem Laden geschuppst hatte war ich nicht mehr zu halten. Mag ja sein das man kein Bier trinken darf, aber muss der mich gleich so anpacken. Der hat mir nicht einmal die Chance gegeben mich auszudrücken. Ich war so wütend und hätte ihm am liebsten das Bier an den Kopf geworfen. Stattdessen sagte ich nur „What the F***“ und zeigte ihm den Scheibenwischer. Manche Kanadier haben einen an der Klatsche. Als Evnan aus dem Restaurant kam und ich ihm die Geschichte erzählte lachte er nur.
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