Action muss manchmal sein, aber so kurz vor der Abreise??? Eigentlich hatte alles perfekt geklappt. Ich hatte meinen Wander-Rucksack auf dem Rücken und zog meinen schweren Koffer hinter mir her. Den Koffer hätte ich mir auch sparen können, aber nach zahlreichen Internetberichten erschien es mir sinnvoll ein wenig Alkohol mitzunehmen.
Schweden ist teurer als Deutschland und besonders der Alkohol. Früher hatten die Schweden keinen eigenen Alkohol und deswegen wurden Flaschen oft ins Land geschmuggelt. Alkohol hatte damals einen großen Wert und mancher Angestellte bekam als Teil seines Gehaltes ein, zwei Flaschen vom Chef. Das hatte zur Folge, dass Geld zum Ende eines Monates immer weniger da war und viele Arbeiter wurden zu Alkoholikern. Der Staat hat sich entschieden hart durchzugreifen und so wird der Alkohol (ab 5%) seitdem nur im staatlichen Systembolaget verkauft. Früher hatte jeder Schwede ein kleines Heftchen bekommen. In dem war sein Alkoholverbrauch aufgelistet. Frauen durften 1 Liter und Männer 3 Liter pro Monat trinken. Ohne sein Heftchen durfte man keinen Alkohol kaufen. Das sieht heutzutage zum Glück anders aus und jeder darf auch soviel trinken wie er will. Alkohol wird mit 69% versteuert und kostet in jedem Systembolaget in Schweden gleichviel. Ne Buddel Jägermeister kostet umgerechnet 30 €. Auf der deutschen Zollseite stand, dass ich 10 Liter Hochprozentigen in jedes EU-Land mitnehmen darf. Und so habe ich mal locker 120 Tacken aus‘m Ärmel gezaubert und mir 14 Flaschen Alkohol gekauft. Insgesamt 9,4 Liter. Über die Monate werde ich den bestimmt trinken und wenn nicht ist es hier immer noch ne gute Wertanlage. 14 mal 30 sind ne Menge und dafür sind 120 dann schon wieder wenig. Liebevoll wurde jede Flasche in eines meiner zahlreichen T-Shirts gewickelt und nebeneinander gelegt.
So war ich glücklich, dass meine Mama mir meinen anderen Rucksack bis zur Straßenbahn abnahm. Als ich dann endlich ganz am Ende saß, war ich glücklich und durchgeschwitzt auf dem ersten Stück meiner Reise. Die Türen schließen sich und ich denke, gut dass ich am Hauptbahnhof noch ne Viertelstunde Zeit habe um zur Bahn zu kommen. Ein bisschen aufgeregt bin ich jetzt schon. Die ganze Zeit habe ich wenig Gedanken gemacht, aber gestern, kurz vor dem Einpacken, hat es mich dann doch erwischt. Mein Herz fängt an zu rasen und in meinen Kopf schwirren ganz viele Gedanken. Es ist halt nicht nur ne kleine Reise, sondern ein großer Abschnitt in meinem Leben. Ich weiß nicht was kommen wird und freue mich riesig. Auf meinen Namen kann ich mich immer verlassen. Ich werde immer Felix der Glückliche sein. Felix klingt auch viel besser als Fabian ;)
Und Mama will zum Glück nochmal wissen, ob ich denn die Fahrkarten denn auch dabei hab. „Ääähhh Fahrkarten“. Was würde Dmi jetzt sagen: „Shiat Biatch“. Zum Glück habe ich so eine liebe Mama, die sofort weiß was zu tun ist. Ich hol die Karten und du fährst schon Mal zum Bahnhof. Gesagt getan. Ohne Action geht es also doch nicht. Die Häuser rasen an mir vorbei und auf einmal bekommt ein Teil vor mir Panik. Was mache ich wenn ich die Fahrkarten nicht mehr bekomme? Mein Herz rast wie wild und wie blöde versuche ich nicht sekündlich auf die Uhr zu schauen. Entspannen fällt mir jetzt extrem schwer und als ich endlich am Bahnhof angelangt bin ist es kurz nach 12 Uhr. Mein Zug fährt um 12:17 Uhr und wenn meine Mama die nächste Bahn bekommt ist sie um 12:13 da. Macht vier Minuten um zum Gleis zu kommen. Machbar. Also beruhig dich endlich. Das wird schon klappen und wenn nicht dann fährst du Morgen. Du hast gut reden. Entspann dich. Einatmen – Ausatmen.
Ich warte unten am Gleis. Die Leute gehen an mir vorüber und ich habe ja doch nur Augen für das runde Ding das über mir hängt. Die Zeit scheint zu rasen und ich sehe mich schon dem rollenden Zug hinterherrennen. Von meinem Standpunkt sehe ich sogar die vorbeifahrenden Straßenbahnen. Um 12:12 sehe ich die 1 einfahren. Komm schon. Und da endlich ist sie. Die 10. Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass Mama es in die Bahn geschafft hat. Eine oder zwei Minuten gehen spurlos verloren, bis ich sie endlich sehe. Es sind noch 50 Sekunden bis sich die Türen schließen. Wie ein Bekloppter schleppe ich den Scheiß-Koffer die Treppen rauf und schreie meiner Mama zu „Halte den Zug auf!“ Zum Glück ist das nicht notwendig. Ich steige ein und bin froh, dass die Reise nicht schon jetzt ein Ende gefunden hat. Danke Mama! Mir bleibt noch eine halbe Minute mich zu verabschieden und dann sehe ich auch schon ihre winkende an mir vorbeifahren. Ich bin so stolz einen so tollen Namen zu haben.
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