Dienstag, 29. Januar 2008

...Los

Angekommen und glücklich hier zu sein. Ich hab quasi meine eigene Bude. Mein eigenes Zimmer so wie einst in Stadt-London. Das Wohnheim ist eher eine Art Motel, die man in einigen amerikanischen Filmen manchmal sieht. 44 Wohnungen liegen in der Form eines Hufeisens nebeneinander. Mein Wohnung ist Nummer 18. Lammerding wohnt z.B. in Nummer 3. Die Einrichtung ist von Wohnung zu Wohnung unterschiedlich. Bett, Schrank, Kochplatte, Schreibtisch und Nachttisch gibt ist überall. Ich hatte Glück. Mein/e Vorgänger/In hat einiges hiergelessen. Wie z.B. einen kleines Küchenregal, ein Brett an der Wand für Gewürze, Nudeln usw., einen Fernseher und zwei Sessel.


Das Beste an der Wohnung ist die Dusche. Im Eingangsbereich liegt ein kleiner Flur mit meinem Kleiderschrank und das Zimmer direkt davor. Das Badezimmer liegt links. Die Dusche ist richtig toll. Sie ist groß, hat eine Glasschiebetür und warmes Wasser. Das Wasser lässt sich perfekt einstellen und es kommt ein starker Strahl aus dem Duschkopf.


Als ich ankam war ich etwas enttäuscht. Die Wohnung sah ziemlich leer aus und bis auf die Kochplatte gab es nichts an Besteck oder sonstigem. Aber ich hatte wieder Glück. Um die Ecke liegt ein großer Second-Hand Laden. Da habe ich erstmal ordentlich zugeschlagen. Kurz mal zum umrechnen: 1€ sind 9,4 Kronen. Gläser für 5 Kronen, große Pfanne und Toaster für 25, Teller für 10, Kurze für 3 das Stück, Topf für 15. Alles im allen sehr günstig und trotzdem gute Qualität.

Das einzig doofe an der Bude ist. Es gibt kein Waschbecken. Das heißt ich darf meine Sachen im Badezimmer waschen. Es gibt schlimmeres. Wir haben zwar in der Mitte einen riesigen Gemeinschaftsraum mit Küche und Ofen(habe ich auch nicht, aber ich esse ja eh keine Pizza mehr), aber dort gibt es keine Kochsachen. Dafür haben wir einen Billiardtisch und eine Sauna. Und ich freu mich jetzt schon auf die erste Party dort. Denn da passen bestimmt 200 Leute rein. Freut euch auf die Bilder.

Wie in der Steinzeit

So jedenfalls habe ich mich die ersten zwei Wochen hier in Schweden gefühlt. Nicht wegen der Menschen. Die sind alle nett. Und auch nicht wegen der Uni. Sondern wegen meiner Internetverbindung. Erst wird mir das falsche Kabel verkauft und dann ist das Internet auch noch langsam. Ich hab echt kein Problem wenn es nicht superschnell ist, aber 0,25 Mbit/s sind dann doch ein bisschen zu wenig. Fünf Minuten bis so ein kleines Musikvideo bei youtube abspielbar ist. Von Sport-Streams ganz zu schweigen. Das sieht dann eher aus wie mechanische Bewegungen bei einem futuristischem Theaterstück. Was mich letztendlich dazu bewegt hat mich dem Problem zu widmen, ist das heutige Pokalspiel von Werder in Dortmund. Keine drei Anrufe später lachte mir die schwedische Support-Center-Fachkraft in den Hörer und meinte ich sei der Einzige im Wohnheim mit so niedriger Geschwindigkeit. Herzlichen Glückwünsch, aber zum Glück wusste sie wie sie mich glücklich macht. Keine zehn Minuten später hatte ich mein Upgrade und schuppdiwupp ist das Internet mal ein wenig schneller mit 10 Mbit/s.
Ich hab gestern schön Afrika-Cup geschaut und es hat alles perfekt gepasst. Ich hoffe die Bremer revanchieren sich für die denkwürdige Niederlage in der Hinrunde und schießen den BVB so richtig ab. Auf geht’s Jungs!

Mittwoch, 16. Januar 2008

...- - - .....

Lachen ist etwas so schönes. Ich liebe es zu lachen. Ob alleine zu zweit oder mit ganz vielen Menschen. Ich finde es sollte einen Lachfeiertag geben andem nur gelacht wird. Als ich so fertig am Jönköpinger Bahnhof stand, habe ich an etwas witziges gedacht. Das hilft (fast) immer um gute Laune zu bekommen. Deswegen hier einer meiner Lieblingsszenen...

Aus "Die Ritter der Kokosnuss" bzw. "Monty Python and the Holy Grail" (1975)



Man merke: Selbst der Inhaftierte hat seinen Spaß

...Fertig...



Da stand ich also. Mitten im Zug und glücklich das alles gut gelaufen ist. Ich bin zufällig genau in den Wagon eingestiegen indem mein Platz reserviert war. Den Koffer lasse ich erstmal da stehen wo er ist. Schnell verstecken oder aus dem Fenster werfen kann den eh keiner. Mit meinen 2 Rucksäcken mache ich mich auf die Suche nach meinem Platz. Schnell werde ich fündig. Auf meinem Platz steht ein kleiner Koffer, den der danebensitzende Mann nach unserem ersten Augenkontakt oben auf die Anlage stemmt. Der Mann ist Ende 20, hat blonde Haare und einen Ziegenbart. Auf den kleinen Mülleimer hat er sein Handy gelegt. Er lädt es gerade auf.

Er erinnert mich an einen dieser jungen skandinavischen Pokerspieler, die man ab und zu bei diversen Veranstaltungen sieht. Nach einer Weile kann erhasche ich einen Blick auf seine Reiseverbindung und sehe, dass er genau wie ich nach Kopenhagen fährt. Sein Akzent lässt darauf schließen, dass er Däne ist. Kurze Zeit später telefoniert er mit seinem Handy, wahrscheinlich mit seinem Boss, spricht über neue Ideen für den Kundenservice und vergewissert sich, dass die Verbindung nach einer Weile noch besteht. Während der Fahrt isst er noch einen Apfel. Ansonsten ist er eher still. Einmal spreche ich ihn kurz an, um meine Bananenschale in den Mülleimer zu werfen. Ansonsten haben wir wenig miteinander zu tun. Auch später im Zug nach Kopenhagen werde ich ihn nicht wieder sehen.

In Hamburg darf ich meinen Koffer das erstemal aus dem Zug wuchten. Selbst beim hinterher ziehen schmerzt meine rechte Hand nach einer Weile. Trotzdem bin ich dankbar, dass der Koffer zwei Rollen hat und ich ihn nicht die ganze Zeit tragen muss, denn selbst beim auf der Treppe abwärts ist er schwer. Der Zug nach Kopenhagen hat nur 4er-Sitze und gelbe Bären sind auf die Wände gemalt. Es scheint alles ein wenig anders zu sein. Mir gegenüber sitzt ein Mann, Anfang 40, mit braunen Locken, einer Brille und „Der Zeit“ in der Hand. Er könnte Lehrer oder Langzeitstudent sein. Später schaut er sich ein Blatt mit mathematischen Formeln an. Nach etwa 2 Stunden kommen wir in Puttgarden an und der Zug fährt auf die Fähre. Alle Passagiere müssen aussteigen und ich begebe mich auf das Deck zur frischen Luft. Ich schaue Deutschland sehnsüchtig hinterher und schaue in die Ferne zur dänischen Küste rüber. Als ich mich hinsetze und auf das Wasser blicke, merke ich wie müde ich bin. Für ein paar Sekunden fallen mir immer wieder die Augen zu und ich bin überglücklich als alle endlich wieder in den Zug dürfen. Ich zögere keinen Augenblick und begebe mich ins Land der Träume.



„Schatz, kannst du mal gucken wann der nächste Zug nach Lund fährt? Unser Zug hat Verspätung und ich weiß nicht ob ich das schaffe. Ich hab dir die neueste Ausgabe „Der Zeit“ mitgebracht. Ich hoffe die hast du noch nicht!“ Irgendwie schläft man nie richtig und ist immer mit einem Ohr wach. Zum Glück findet dieses Gespräch ein paar Stunden später statt und führt dazu, dass ich sofort wach bin. Ich schaue auf meinen Fahrplan und sehe 12 Minuten Zeit um in Kopenhagen umzusteigen. Bloß keinen Zug verpassen.



„Sind Sie sich sicher mit der Verspätung?“

„Der Zug stand doch ne ganze Zeit lang. Haben Sie das nicht mitbekommen?“

„Irgendwie nicht. Ich bin nur besorgt ob ich meinen Anschlusszug bekomme.“

„Wo wollen Sie denn hin?“

„Nach Jönköping. Ich muss den Zug nach Malmö bekommen“

„Den Zug nehme ich auch. Ich fahre nach Lund“



Er kommt aus Hamburg und seine Frau ist Schwedin und wohnt auch noch da. Er hat eine Weile in Schweden gewohnt und ist wegen seiner Arbeit nach Deutschland zurückgezogen. Für nähere Details möchte ich ihn nicht fragen. Er wirkt sehr schüchtern und jedesmal wenn ich nun anschaue sieht es so aus als würde er etwas sagen wollen. Viel mehr miteinander reden wir nicht mehr. Dafür sehe ich wo der Däne seinen Abfall hinschmeißt. Einen Ort für meine leere Sunrise-Packung habe ich bisher vergeblich gesucht. Mein Tischnachbar zeigt es mir. Unter dem Tisch befindet sich ein Packen mit kleinen Plastiktüten. Man zieht die eine Seite ab und schon kann man seinen Abfall in die herabhängende Tüte schmeißen. Wahrscheinlich sammelt irgendeine Reinigungsfachkraft die ganzen Tüten am Abend ein. Was für eine Umweltverschmutzung. Als die Schaffnerin endlich vorbeikommt, sagt sie mir, dass ich den Zug nach Malmö ohne Probleme bekommen werde. Da bin ich aber beruhigt.

Tatsächlich kommt der Zug nur eine Minute verspätet in Kopenhagen an. Ich habe also Zeit den Bahnsteig zu wechseln. Ich gehe links die Treppe hinauf und befinde mich auf einer der zahlreichen Kopenhagener Straßen. Ich gehe an einigen Leuten vorbei die auf den Bus warten. Fünf Meter später bin ich schon an meinem Gleis angelangt. Langsam und gemächlich schleppe ich meinen Koffer Richtung Menschenmassen. Den Deutschen aus dem anderen Zug sehe ich sofort. Er sagt mir, dass ich hier richtig bin. Der Zug ist ein Nahverkehrszug und erinnert mich an die S-Bahnen in Hamburg. Für die 25 Minuten werde ich mich nicht hinsetzen. Mit meinen vielen Sachen wäre das zu umständlich und außerdem weiß ich eh nicht ob ich einen Platz bekomme würde. Der Zug ist gerammelt voll. Der Deutsche macht es genauso und steht mir gegenüber. Es sind noch 4 Minuten bis der Zug abfährt als ich den Schaffner zum ersten Mal erblicke. Seine kleine Kabine liegt direkt neben dem Eingang. Ein kleines Lächeln kann ich mir nicht verkneifen. Er ist jung, klein, hat schwarz gefärbte Haare, ein Piercing unter der rechten Augenbraue und sieht genauso aus wie Frodo Beutlin. Ob Elijah Wood mal einen „normalen Job“ haben wollte?

Alles sieht so aus als würde der Zug pünktlich los fahren. Es nimmt alles seinen geregelten Lauf. Leute kommen zum Zug gerannt und entspannen sich als sich die Tür doch noch öffnet. Der Schaffner kommt aus seiner kleinen Kabine und geht an mir vorbei Richtung Gleis. Er schaut nach vorne, winkt nochmal freundlich dem Zugführer zu und pfeift ihn seine Trillerpfeife. Dann kommt er in den Zug zurück und schließt die Tür. Innerlich mache ich mich auf die Abfahrt bereit und lehne mich gegen die Wand. Doch irgendwie will der Zug nicht losfahren. Nach einer Minute kommt der Schaffner aus seiner Kabine und rennt wie von einer Biene gestochen nach vorne durch den Zug. Die Minuten vergehen und langsam mache ich mir sorgen wegen der Verbindung. 16 Minuten Zeit hätte ich zum Umsteigen wenn alles seinen geregelten Lauf gehen würde. Unaufhaltsam bewegt sich der Minutenzeiger weiter und weiter. Nach 12 Minuten fahren wir endlich los. Wenn jetzt alles nach Plan läuft hätte ich 4 Minuten zum umsteigen und das mit dem schweren Koffer. Unmöglich oder viel zu stressig. Ich entscheide mich Frodo zu fragen. Ich erzähle dem Schaffner von meiner Reise und dass ich den Zug bekommen muss. Ein anderer Passagier gesellt sich zu uns und fragt mich „Geht es um den Stockholm-Zug?“. Ich bin mir nicht sicher, aber der Schaffner nickt und demMann scheint es auch wichtig zu sein diesen Zug zu bekommen. Er erzählt mir, dass der nächste Zug nach Stockholm vier Stunden später kommen würde. „Frodo, nimm den Ring und nutze die Macht“. Der junge Mann möchte nichts versprochen und trotzdem habe ich das Gefühl das alles gut gehen wird. Den Weg über die Öresund-Brücke bekomme ich nicht mit. Zum einen ist es stockfinster und zum anderen gehen mir gerade andere Gedanken durch den Kopf. Eine schier endlose Zeit vergeht und endlich kommt der junge Schaffner aus seiner Kabine. Seine Gesichtszüge kann ich nicht deuten, aber er gibt mir sofort zu verstehen, dass der Zug nach Stockholm auf die Fahrgäste in diesem Zug warten wird. Da bin ich aber erleichtert. In Malmö angekommen wartet der Stockholm-Zug gegenüber.

Der Zug von Malmö nach Nässjo scheint so etwas wie der deutsche ICE zu sein. Er sieht modern aus und für die 4-er Sitze gibt es einen kleinen Tisch. Jeder Platz besitzt zudem die Möglichkeit eine kleine Holzplatte herauszuziehen um die Arbeitsfläche zu vergrößern. Nachdem ich meine Sachen verstaut habe, vergewissere ich mich bei meinem Tischnachbarn darüber, dass ich mich im richtigen Zug befinde. Er ist Mitte 40 und hat einen Vollbart. Vor ihm liegen ein Notenheft, sein Rechner und eine CD mit klassischer Musik. Er bestätigt mir, dass ich im richtigen Zug bin und fragt mich wohin ich reise. „Nach Jönköping. Aaah da wohne ich auch. Ich kann dir Bescheid sagen, wann du aussteigen musst.“

Bisher erscheinen mir die Schweden als ein sehr nettes und hilfsbereites Volk. Die Fahrt über stöber ich in meiner 11-Freunde Zeitung und versuche mich ein wenig zu entspannen. Der Zugwechsel in Nassjö ist relativ unkompliziert und ich scheine wirklich in die richtige Richtung zu fahren. Ich erblicke fast nur junge Leute die in den Zug einsteigen. Ein paar Halbstarke sind laut und trinken Bier. Aber das schert mich recht wenig. Die letzte halbe Stunde vergeht wie im Fluge. Ich öffne die Türe und bin endlich am Ziel meiner Reise angelangt. Ein bisschen kaputt, aber glücklich.

Sonntag, 13. Januar 2008

Auf die Plätze...

Action muss manchmal sein, aber so kurz vor der Abreise??? Eigentlich hatte alles perfekt geklappt. Ich hatte meinen Wander-Rucksack auf dem Rücken und zog meinen schweren Koffer hinter mir her. Den Koffer hätte ich mir auch sparen können, aber nach zahlreichen Internetberichten erschien es mir sinnvoll ein wenig Alkohol mitzunehmen.

Schweden ist teurer als Deutschland und besonders der Alkohol. Früher hatten die Schweden keinen eigenen Alkohol und deswegen wurden Flaschen oft ins Land geschmuggelt. Alkohol hatte damals einen großen Wert und mancher Angestellte bekam als Teil seines Gehaltes ein, zwei Flaschen vom Chef. Das hatte zur Folge, dass Geld zum Ende eines Monates immer weniger da war und viele Arbeiter wurden zu Alkoholikern. Der Staat hat sich entschieden hart durchzugreifen und so wird der Alkohol (ab 5%) seitdem nur im staatlichen Systembolaget verkauft. Früher hatte jeder Schwede ein kleines Heftchen bekommen. In dem war sein Alkoholverbrauch aufgelistet. Frauen durften 1 Liter und Männer 3 Liter pro Monat trinken. Ohne sein Heftchen durfte man keinen Alkohol kaufen. Das sieht heutzutage zum Glück anders aus und jeder darf auch soviel trinken wie er will. Alkohol wird mit 69% versteuert und kostet in jedem Systembolaget in Schweden gleichviel. Ne Buddel Jägermeister kostet umgerechnet 30 €. Auf der deutschen Zollseite stand, dass ich 10 Liter Hochprozentigen in jedes EU-Land mitnehmen darf. Und so habe ich mal locker 120 Tacken aus‘m Ärmel gezaubert und mir 14 Flaschen Alkohol gekauft. Insgesamt 9,4 Liter. Über die Monate werde ich den bestimmt trinken und wenn nicht ist es hier immer noch ne gute Wertanlage. 14 mal 30 sind ne Menge und dafür sind 120 dann schon wieder wenig. Liebevoll wurde jede Flasche in eines meiner zahlreichen T-Shirts gewickelt und nebeneinander gelegt.

So war ich glücklich, dass meine Mama mir meinen anderen Rucksack bis zur Straßenbahn abnahm. Als ich dann endlich ganz am Ende saß, war ich glücklich und durchgeschwitzt auf dem ersten Stück meiner Reise. Die Türen schließen sich und ich denke, gut dass ich am Hauptbahnhof noch ne Viertelstunde Zeit habe um zur Bahn zu kommen. Ein bisschen aufgeregt bin ich jetzt schon. Die ganze Zeit habe ich wenig Gedanken gemacht, aber gestern, kurz vor dem Einpacken, hat es mich dann doch erwischt. Mein Herz fängt an zu rasen und in meinen Kopf schwirren ganz viele Gedanken. Es ist halt nicht nur ne kleine Reise, sondern ein großer Abschnitt in meinem Leben. Ich weiß nicht was kommen wird und freue mich riesig. Auf meinen Namen kann ich mich immer verlassen. Ich werde immer Felix der Glückliche sein. Felix klingt auch viel besser als Fabian ;)

Und Mama will zum Glück nochmal wissen, ob ich denn die Fahrkarten denn auch dabei hab. „Ääähhh Fahrkarten“. Was würde Dmi jetzt sagen: „Shiat Biatch“. Zum Glück habe ich so eine liebe Mama, die sofort weiß was zu tun ist. Ich hol die Karten und du fährst schon Mal zum Bahnhof. Gesagt getan. Ohne Action geht es also doch nicht. Die Häuser rasen an mir vorbei und auf einmal bekommt ein Teil vor mir Panik. Was mache ich wenn ich die Fahrkarten nicht mehr bekomme? Mein Herz rast wie wild und wie blöde versuche ich nicht sekündlich auf die Uhr zu schauen. Entspannen fällt mir jetzt extrem schwer und als ich endlich am Bahnhof angelangt bin ist es kurz nach 12 Uhr. Mein Zug fährt um 12:17 Uhr und wenn meine Mama die nächste Bahn bekommt ist sie um 12:13 da. Macht vier Minuten um zum Gleis zu kommen. Machbar. Also beruhig dich endlich. Das wird schon klappen und wenn nicht dann fährst du Morgen. Du hast gut reden. Entspann dich. Einatmen – Ausatmen.

Ich warte unten am Gleis. Die Leute gehen an mir vorüber und ich habe ja doch nur Augen für das runde Ding das über mir hängt. Die Zeit scheint zu rasen und ich sehe mich schon dem rollenden Zug hinterherrennen. Von meinem Standpunkt sehe ich sogar die vorbeifahrenden Straßenbahnen. Um 12:12 sehe ich die 1 einfahren. Komm schon. Und da endlich ist sie. Die 10. Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass Mama es in die Bahn geschafft hat. Eine oder zwei Minuten gehen spurlos verloren, bis ich sie endlich sehe. Es sind noch 50 Sekunden bis sich die Türen schließen. Wie ein Bekloppter schleppe ich den Scheiß-Koffer die Treppen rauf und schreie meiner Mama zu „Halte den Zug auf!“ Zum Glück ist das nicht notwendig. Ich steige ein und bin froh, dass die Reise nicht schon jetzt ein Ende gefunden hat. Danke Mama! Mir bleibt noch eine halbe Minute mich zu verabschieden und dann sehe ich auch schon ihre winkende an mir vorbeifahren. Ich bin so stolz einen so tollen Namen zu haben.